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Rezension zu

Ich bin Fagin – Die unerzählte Geschichte aus Oliver Twist

aus einem neuen Blickwinkel erzählt von Will Eisner

Copyright der Rezension by Klaus Spangenmacher für ComicOla.de

Moses Fagin, der „Jude“ aus Oliver Twist, sitzt im Gefängnis und wartet auf seine Hinrichtung. Empört darüber, wie Charles Dickens ihn in seinem Buch dargestellt hat, erzählt er ihm seine Lebensgeschichte.

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Will Eisner
Ich bin Fagin – Die unerzählte Geschichte aus Oliver Twist
Aus dem Amerikanischen von Axel Monte
136 Seiten, € 19,99 [D]
ISBN 978-3-7704-5521-8
Egmont Graphic Novel

Als Sohn böhmischer Immigranten wuchs Fagin in den Slums von London auf. Sein Vater brachte ihm bei, wie man sich mit krummen Geschäften und Betrügereien durchschlägt. Als Fagins Eltern starben, nahm ihn der wohlhabende Geschäftsmann Eleazer Salomon als Diener auf. Bei ihm lernte Moses eine andere Seite jüdischen Lebens kennen. Doch auch in der Oberschicht musste er gegen Vorbehalte und Diskriminierung ankämpfen.
Fagin ist eine Figur aus Oliver Twist und wahrscheinlich der bekannteste antisemitische Stereotyp der Weltliteratur. Comic-Altmeister Will Eisner macht Fagin in seiner Graphic Novel zur Hauptfigur und entwirft dessen Lebensgeschichte vor dem Hintergrund des viktorianischen Zeitalters. Fagin wird dadurch zu einem mehrdimensionalen Charakter, der mit Oliver-Twist-Autor Charles Dickens streitet und ihn mit dem Problem des Antisemitismus in der Literatur konfrontiert. Eisner bietet dem Leser so die Möglichkeit, einen Klassiker aus einer völlig neuen Perspektive kennenzulernen.

Meine Meinung:

Charles Dickens schuf 1838 mit Oliver Twist ohne Zweifel Weltliteratur, wird aber noch heute für seine judenfeindlichen Typisierung vor allem von der Figur des Fagin kritisiert. Später entschärfte Dickens selbst diesen Umstand und in verschiedenen Überarbeitungen des Stoffes wurde dieser sogar entfernt..
Doch dabei wollte Will Eisner, selbst Sohn jüdischer Eltern es nicht belassen und so machte er sich mit seiner vorletzten Veröffentlichung 2 Jahre vor seinem Tod im Jahre 2003 daran die Geschichte in einem Gespräch zwischen Moses Fagin und einem gewissen Mr. Dickens noch einmal aufzuarbeiten. Geschildert werden die letzten Stunden vor Fagins Hinrichtung.
Wichtig ist auf jeden Fall, dass Eisner uns ein ganz anderes Bild von Fagin liefert und sein Zeichenstil, sein Erzählstil und auch das verzichten auf Farben zugunsten von leicht sepiafarbener Einfärbung der schwarzen Töne, um so ein Gefühl für die damalige Zeit zu erzeugen.
Die vielen den Juden fälschlicherweise zugestandenen Eigenschaften kann er glaubwürdig entkräften, lässt aber genug Kriminalität für Fagins Wesen übrig, was aber bei jedem Menschen vorhanden sein kann und nun nicht mehr als eine Eigenschaft von Juden im Raum steht.
Hiermit ist diese Comicgewordene Stück tolle Literatur mehr als lesenswert und eine gelungene Ergänzung zu Oliver Twist.

Nicht minder interessant sind aber auch die Vorworte von Brian Michael Bendis (Spider-Man) und Will Eisner, aber auch das Nachwort von dem bei uns weniger bekannten kanadischen Journalisten Jeet Heer, der sich gerne mit den Comics und Popart beschäftigt, ist lesenswert.

Warum der deutsche Titel "Ich bin Fagin" und nicht entsprechen dem Original "Fagin the Jew" originalgetreuer "Fagin der Jude" betitelt wurde ist mir allerdings nicht klar, aber kein Beinbruch.